Warum Paul Juon ?
Kurzbiografie
Paul Juon wurde am 8. März 1872 in Moskau als Sohn eines nach Russland ausgewanderten schweizerischen Versicherungsbeamten in Moskau geboren. Die Familie des Vaters stammt aus Masein in Graubünden und hat eine ganze Reihe von Musikern und Malern hervorgebracht. So war Pauls jüngerer Bruder Konstantin einer der populärsten Maler Russlands im 20. Jahrhundert.
Mit siebzehn Jahren wurde Paul Juon Schüler des Moskauer Konservatoriums, wo er zunächst bei Jan Hrimaly Geige studierte. Etwas später begann Juon bei Anton Arensky und Sergej Taneev sein Kompositionsstudium, das er schliesslich als Student von Woldemar Bargiel (des Halbbruders von Clara Schumann) an der Berliner Musikhochschule abschloss. In dieser ersten Berliner Zeit wurde Juon mit dem begehrten Mendelssohn-Preis ausgezeichnet. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Violin- und Theorielehrer am Konservatorium in Baku (Aserbeidschan) kehrte er 1897 wieder nach Berlin zurück, das bis kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung seine Heimat bleiben sollte.
Von 1901 bis 1903 war er Franz-Liszt-Stipendiat der Stadt Berlin. Joseph Joachim holte ihn 1905 als Lehrer an die Berliner Musikhochschule; 1911 wurde er dort Professor für Komposition, eine Stellung, die er erst 1934 aufgab. In den Jahren der Weimarer Republik gehörte er zu den angesehensten Kompositionslehrern Deutschlands. 1919 wurde er Mitglied der Berliner Akademie der Künste, 1929 erhielt er für sein Gesamtwerk den Beethoven-Preis.
Die politische Entwicklung in Deutschland bewog ihn 1934 dazu, endgültig nach Vevey in sein Heimatland Schweiz zu übersiedeln, wo er am 21. August 1940 starb.
Eine Renaissance zum 150. Geburtstag
Paul Juon gehört heute sicher zu den unbekanntesten unter den relevanten Komponisten seiner Zeit. Aus Anlass des Jubiläumsjahrs 2022 zu Paul Juons 150. Geburtstag setzten das Festival Kammermusik Bodensee und die Ringofen Konzerte der Heinrich Gebert Kulturstiftung Appenzell eine ganze Reihe seiner Kammermusikwerke in den verschiedensten Besetzungen aufs Programm.
Die Musik von Paul Juon wurde sowohl für die ausführenden Musikerinnen und Musiker als auch für das Publikum zu einer intensiven und überraschenden Entdeckung und löste begeisterte Reaktionen aus.
Diese eindrücklichen Konzerterlebnisse führten im Oktober 2022 zur Gründung der Paul Juon Gesellschaft, die sich auch in Zukunft für die Förderung und die Aufführung von Paul Juons Werken einsetzen wird, gerade auch bei der jungen Musikergeneration.
Ein Werkkatalog, der sämtliche relevanten kammermusikalischen Besetzungen umfasst
Die Tatsache, dass Paul Juon einen umfassenden Werkkatalog hinterlässt, der Werke für alle relevanten kammermusikalischen Besetzungen enthält, führte zur Idee, den neuen Kammermusikwettbewerb nach Paul Juon zu benennen und ein Pflichtstück von Paul Juon vorzusehen. Damit werden mehrere sinnvolle Vorhaben verknüpft:
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Bei einer ansonsten freien Werkwahl des Wettbewerbsprogramms entsteht mit einem Pflichtstück von Paul Juon eine gewisse Verbindlichkeit und bessere Vergleichbarkeit der teilnehmenden Ensembles, ohne die Vielfalt der möglichen Besetzungen einzuschränken.
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Viele junge Schweizer Ensembles werden diese grossartige Musik zum ersten Mal kennenlernen, aufführen und im Idealfall auch in ihrem künftigen Repertoire behalten.
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Die Werke von Paul Juon werden damit auch einem breiteren Publikum immer wieder im Konzert vorgestellt und bekannt gemacht. Ein grosser Schweizer Komponist rückt so wieder stärker ins Bewusstsein.
Umfassende Informationen zu diesem Komponisten bietet die Homepage der
Paul Juon Gesellschaft - www.juon.org